Solidarität oder Schicksal

Der Schicksalsroman des Anton K. (tageswoche online und TeleBasel)

In der ersten Aprilwoche dieses Jahres wurde ich von verschiedenen Bekannten auf einen Fernsehbeitrag über AIDS aufmerksam gemacht und später noch auf den Bericht in der tageswoche-online. Diese titelte „Die Entfesselung des Anton K. …“

Mit dem Wort „Entfesseln“ wurde zwar bedeutungsvoll Sensation angekündigt, aber schliesslich stellt sich die Geschichte eines Heteros als sehr bürgerlich dar. Ein unauffälliger Familienvater entwickelt und befriedigt seine homosexuellen Bedüfnisse heimlich in einer Parallelwelt. Diese „homosexuelle Fetischwelt“ entspricht in etwa derjenigen bürgerlicher Heterosexueller – einfach dort zusammen mit Frauen als Partnerinnen

Nach zwanzig Ehejahren mit der einzigen Frau, mit der er zusammen Sex gehabt hatte („mit der er je geschlafen hat“, tageswoche online) zieht Anton aus und entdeckt „die schwule Welt“. Das schreiben viele ex Heteros oder „neu Homosexuelle“ immer wieder, weil sie nie hinsehen wollten, dass die Homosexualität mitten unter ihnen lebt und fickt.

In einer Andeutung erfahren wir, dass er schon mit 14 oder 15 von einem nackten Männerbild angezogen worden war. Er wurde also nicht „politisch-korrekt“ von einem „Pädophilen“ sexuell missbraucht, wie es so gerne in der Öffentlichkeit verhandelt wird!

Interessant die Bemerkung: „Ich hatte nie das Gefühl, meine Frau zu betrügen, es gab einfach diesen Bereich, der nur mir gehörte.“ (tageswoche online) Klar. Frauen wissen das zu verhindern. Sie wollen alles oder nichts. Er musste „eine Mauer hochziehen“. Das tun Männer auch, indem sie schnell Zigaretten holen gehen und dann nicht mehr gesehen werden. Einfach weg und fort.

Anton K. ist heute 59 Jahre alt. Zur Zeit der Schwulenbewegung war er ein Teenager und später ein Medien-Spezialist. Er muss starke Verdrängungsmechanismen entwickelt haben. Entweder schon in seiner Herkunftsfamilie oder dann wenigstens in seiner Ehe. Genützt hat es nichts, denn „Das wissen wir doch schon ein Dutzend Jahre“, sagten seine zwei Söhne auf das coming out ihres Vaters (srf3 online).

Anton K. ist ein Beispiel von „Schwulenemanzipation“, wie wir es im Internet seit über einem Jahrzehnt laufend sehen und erleben können! Das Schicksal ist wichtiger als die Solidarität mit Anderen. Solidarität wird oft mit Ängsten gebunden, die jemanden dann fesseln. Ich erwähne da nur die Hierarchie der heterosexuellen Familie und die monotheistischen Religionen. Anton K.: «Ich hatte den Mut nicht. Es ist einfacher, wenn du nichts erklären musst, auch gegen aussen nicht.» (tageswoche online)

Statt in der Solidarität mit Anderen landet Anton K. in der Sackgasse eines Schicksals. Aber das kennen wir schon aus den Bastei-Romanen und der „Schwarzwaldklinik“.

Etwas, was die Schicksalshaftigkeit seines Lebens noch unterstreicht, sind seine Besuche in Fetisch-Clubs. Hier inszeniert er mit Anderen zusammen eben – sein Schicksal. Immer wieder neu, wie Heteros mit ihrer Ehefrau zusammen im Bett. Oder Schwule mit ihrem Ehemann. Ich lese verschiedenste Blogs im Internet. Dabei fällt auf, dass „verheiratete“ Männer meist im „wir“ schreiben: „Wir besuchten unsere Eltern an Weihnachten“, etc. Oder sie erzählen von „meinem Mann, mein Mann und ich…“

Wieso er als „Botschafter einer Aufklärungskampagne“ hausieren geht, wird mir nicht klar. Mir wird auch nicht klar, wieso er auf safer sex verzichten will und dafür auf Risiko lebt. «Erwische ich das Virus, nehme ich Medikamente.» Dafür gibt es ja heute gute Therapien.

Ich denke, das ist das klare Eingeständnis der AIDS-Hilfen, keine „ideologische“ Prävention mehr tun zu wollen oder zu können. Nie vergessen werde ich den Satz von Ruth Ruthmann von 1997: „Zum zweiten behandelt diese Kampagne, die einen unvergleichlichen Erfolg aufweist, das Problem des Safer Sex und nicht die schwule Revolution.“

Wir brauchen also nach wie vor irgendwelche „Homosexuellen Arbeitsgruppen“, die diese Arbeit tun. Nur: keineR will sie bezahlen, denn das sind (noch) nicht die Probleme der Heterosexuellen!  Peter Thommen_63, Schwulenaktivist, Basel

 

Hier der Link zu Axel Schuberts (HABS) Kritik an dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit.

Hier der Link zu meiner „wütenden“ Kritik an dieser Art von Journalismus (nicht unter den „ausgewählten Kommentaren“ zu finden! 😉

Bedenklich findet serena vor allem zwei Dinge

Wissen sie was sie tun? (über eine Kampagne in der BRD)

Sexuelle Risikobereitschaft, Hausarbeit 2002

P.S. Selbstschädigungstendenzen, über Mobbing und Suizide in Kindheit und Jugend,  Verbreitete Analsucht unter Männern

 

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